Tod bricht Rosen von Heinrich Vogeler

Radierung „Tod bricht Rosen“ von Heinrich Vogeler

Auf der Höhe seines Ruhmes als Jugendstilgrafiker fertigt Heinrich Vogeler 1904 eine kleine Serie von Radierungen: Rosamunde (Grafisches Werkverzeichnis Rief Nr. 36), Tod bricht Rosen (Rief Nr. 37) und Erster Sommer (Rief Nr. 38). In allen drei Radierungen spielt die Rose eine wesentliche Rolle.

Rund um seine Künstlervilla hatte Vogeler einen idyllischen Garten mit verschiedenen Rosenlauben angelegt. Immer wieder zeichnet er seine Rosa Centifolia und verwendet sie stilisiert in Gemälden, Radierungen, Porzellan- und Möbelentwürfen als Dekor. Das Motiv der Rose begegnet uns ab 1897 in unterschiedlichster Form in seinen Arbeiten – immer aber mit einem melancholischen Unterton.

Am 1. Juli 1899 lädt Heinrich Vogeler seinen neuen Freund Rainer Maria Rilke nach Worpswede ein: „Jetzt müßten Sie einmal auf meinen rosenbehangenen Barkenhoff kommen.“ In Rilke findet Vogeler einen Gleichgesinnten, der die Rosen genauso intensiv studierte wie er selbst. Rilke setzt die Rosen in seiner Lyrik und Prosa als Metapher für einen emotionalen Zustand ein, der von der schwärmerischen Liebe bis zur verzweifelten Todessehnsucht reicht. Im Erleben des Hochgefühls der Liebe ist schon der Schmerz über das Ende der Liebe enthalten – so liegen Liebe und Tod eng beieinander. Sein Buch „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ verfasste Rainer Maria Rilke in einer Nacht im Jahr 1899. Schon hier findet sich die Rose als durchgängiges Motiv. „Da streift der Marquis den großen rechten Handschuh ab. Er holt die kleine Rose hervor, nimmt ihr ein Blatt. Als ob man eine Hostie bricht. Das wird Euch beschirmen. Lebt wohl.“

In der griechischen Mythologie wird die Rose mit der Göttin Aphrodite in Verbindung gebracht. Dabei steht die weiße Rose für die Jungfräulichkeit und die rote Rose für die erwachte Libido. In der christlichen Kunst findet sich die weiße, dornenlose Rose als Symbol der Jungfräulichkeit Marias und die rote Rose mit Dornen symbolisiert die leidende, trauernde Gottesmutter nach dem Tod ihres Sohnes.

„Memento mori“ heißt es in einem mittelalterlichen lateinischen Ausspruch, übersetzt „Gedenke des Todes!“. Bis in die heutige Zeit entwickelten Künstler und Künstlerinnen Werke, die uns an dies erinnern sollen.

Im Vordergrund der Radierung „Tod bricht Rosen“ von Heinrich Vogeler steht der Tod, königlich gekleidet, und greift in den Rosenstock, um eine Rose zu brechen. Im Hintergrund sitzt unter einem mächtigen Eichenbaum auf einer Bank ein Paar, vielleicht sind es Martha und Heinrich, und schaut in die weiträumige Landschaft.

Diese Radierung, die in sehr geringer Auflage auf Atlasseide mit goldenem Schimmer gedruckt wurde, ist eine Rarität. Format Motiv/Platte: ca. 15,5 x 11,5 cm, Format Rahmen: 53,5 x 56,3 cm. Unter der Darstellung rechts von Vogeler auf dem originalen Passepartout handsigniert. Zusätzlich links unter der Darstellung von Otto Felsing handsigniert.

 
 
 
 

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